In Erinnerung an Reinhard Remmer Kunkel.

Reinhard Remmer @if(filled($monument->nickname)) @endif Kunkel

Reinhard Remmer Kunkel

02.05.1890 in Norden
27.09.1939 in Osnabrück
Lebensgeschichte

Reinhard Remmer Kunkel ist am 2. Mai als zweites Kind der Eheleute Georg Kunkel und Marie Charlotte geb. Bruns in Norden geboren. Seine Eltern betrieben eine Gaststätte am Fräuleinshof in Norden. Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugendzeit. Er ging...

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Reinhard Remmer Kunkel ist am 2. Mai als zweites Kind der Eheleute Georg Kunkel und Marie Charlotte geb. Bruns in Norden geboren. Seine Eltern betrieben eine Gaststätte am Fräuleinshof in Norden. Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugendzeit. Er ging in Norden zur Schule und machte anschließend eine Kellnerlehre auf Norderney. Er war in verschiedenen Städten tätig, so auch in Berlin und Bremen, lernte Land und Leute kennen.

Im ersten Weltkrieg war er Soldat. Durch eine Schussverletzung am Bein war er gezwungen, seine Kellnertätigkeit aufzugeben. Am 14. Oktober 1920 heiratete er Habbedine de Haan aus Thodelswehr, Tochter des Mühlenzimmermanns Loert de Haan und seiner Frau Dertje geb. Schröder. Nach seiner Heirat übernahm er die Bahnhofsgaststätte in Loppersum als Schankwirt. 1921 wurde dem Ehepaar der Sohn Georg geboren. 1923 die Tochter Therese. Er war musisch interessiert und feinsinnig. Seinen Sohn Georg hat er mit der Träumerei von Robert Schumann in den Schlaf gesungen. Seiner Tochter Therese schrieb er 1936 ins Poesiealbum den Satz Friedrich Schillers: „Ein Augenblick gelebt im Paradies, wird nicht zu teuer mit dem Tod gebüßt“. Zudem war er handwerklich kreativ – er war aber auch als Spötter bekannt. Zwar hatte in der strukturschwachen Region die Küsteneisenbahn- linie Emden-Norden, die 1907 erneuert und für die in Loppersum ein neuer Bahn- hof erbaut worden war, den Ort gefördert. Doch die wirtschaftlich schwere Lage infolge der Weltwirtschaftskrise von 1929 war deutlich erschwert, als die örtlichen Grünlandbetriebe in eine schwere Krise gerieten. Die Bahnhofgaststätte wurde vielfach frequentiert von Zugreisenden, vor allem von Fuhrleuten aus der Krumm- hörn. Mit Einnahmen die Familienexistenz zu sichern, wurde immer mühsamer, der Verdienst blieb am Existenzminimum.

Nach der Machtübergabe und Installierung der Nationalsozialistischen Herrschaft 1933 ist Reinhard Kunkel ins Visier der örtlichen Nazis geraten. Bekanntlich wur- den zur Nazizeit sozial Missliebige, politische oder „Störer“, die sich sogenannten „Volksgemeinschaft“ widersetzten, als „Gemeinschaftsfremde“ verfolgt. Klar über- liefert ist, dass Reinhard Kunkel dem Nazismus deutlich distanziert gegenüber- stand. Gelegentliche höhnische und kritische Äußerungen missfielen den Nazis. Doch man meinte, mit ihm leichtes Spiel zu haben. So brüsteten sich junge Männer nach dem Besuch seiner Gastwirtschaft, sie hätten sie „leergesoffen“, jedoch auf seine Kosten. Umgekehrt wurde ihm dafür vorgehalten er könne nicht mehr für die Bevorratung sorgen. Der Besuch der Gastwirtschaft ging immer weiter zurück, so dass Reinhard Kunkel in der Sommersaison auf Borkum zusätzlich Geld verdienen musste, wie im Sommer 1939.

In diesem Jahr eskalierte die Situation, Reinhard Kunkel befand sich schon in schlechte Verfassung. So wurde er von der Polizei im Juni 1939 „aufgegriffen“ und ins Krankenhausgebracht. Dort wurde er tagelang in einer „Krankenzelle“ einge- sperrt. Von einem Psychiater und einem Amtsarzt wurde er als „dem Trunke erge- ben“ begutachtet, als unfähig, für die Familie zu sorgen.

„Trunksucht“ diente bekanntlich wenig später als ein Grund dafür, als „geisteskrank“ oder psychisch krank Selektierte, die zumal in Heilanstalten lebten, im Rahmen der systematischen und danach „wilden“ NS- „Euthanasie“ zu ermorden. Bei einem Besuch seiner Familie hat er geru- fen:“Lat mi na mien Kinner!“ Mitte Juli wurde Reinhard Kunkel der Heil- anstalt Osnabrück überstellt, zum ersten und dann zum einzigen Mal. Der NS-Landrat in Norden forderte Reinhards Kunkels Entmündigung. Zum Verfahren vor dem Amtsgericht Emden waren der NSDAP- Ortsgruppenleiter, der Bürgermeister und der Ortsamtsleiter der NS- Volkswohlfahrt geladen, beteiligt wurde auch seine Ehefrau. Er sei unfähig, seine Gaststätte zu führen und gefährde womöglich die Sicherheit anderer. Der Beschluss zur Entmündigung erfolgte noch am selben Tag, den 22. Juli 1939.

Im Auftrag des NS-Oberpräsidenten der Provinz Hannover, SA-Führer Viktor Lutze als Röhm Nachfolger, wurde Reinhard Kunkel in einem Schreiben an den Osnabrücker Anstaltsdirektor als „geisteskrank“ (er) Gastwirt geschmäht. Die Unterbringungskosten für ihn wollten er und die Kreisbehörde ab September 1939 nicht weiter übernehmen. Doch drei Tage zuvor starb er in der Anstalt Osnabrück.

Für den 27. September 1939 um 3 Uhr nachts wurde der Tod Reinhard Remmer Kunkels verzeichnet.
Der sezierte Leichnam des Verstorbenen wurde in einem versiegelten Sarg von Osnabrück nach Loppersum überführt und am 1. Oktober 1939 auf dem örtlichen Friedhof beerdigt.

Recherche Reinhard Kunkel

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Politisch Verfolgte
NLA OS Rep. 727 Az. 13/1938; NLA AU Rep. 124,
Acc. 1990/14 Nr. 06462, Familienstammbuch, Berichte aus der Familie

Verlegeort:
Hinte-Loppersum, Ecke Schlossstraße/Kirchstraße 12. Oktober 2020

Link zur Stadt Emden:

https://www.emden.de/fileadmin/media/stadtemden/PDF/Stolpersteine/neu/okt_2020/kunkel_reinhard_remmer_hinte.pdf


Reinhard Remmer 's Lebensmotto
„Ein Augenblick gelebt im Paradies, wird nicht zu teuer mit dem Tod gebüßt“
Friedrich Schiller

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Loppersumer Kirchturm

Reinhard Remmer 's Gedenkstätte

Loppersum Nähe Kirchstraße

Koordinaten53.424174719841,
7.2329095574196

Reinhard Remmer 's Stammbaum & Verwandtschaft

Reinhard Remmer  Kunkel Reinhard Remmer Kunkel
2 Kinder
Arbeitskreis Stolpersteine, Emden
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